10 Jahre Bunte Liga Köln

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Es läßt sich nur noch schwer eruieren, wie weit die Geschichte der Bunten Liga Köln genau zurückweicht und wo die eigentlichen Wurzeln liegen, da es sehr widersprüchliche Aussagen und Erinnerungen der letzten aktiven Zeitzeugen gibt. Angeblich fanden bereits in den frühen siebziger Jahren regelmäßig Spiele zwischen politisch engagierten Aktivisten und auch einigen (Szene-) Kneipenmannschaften statt. Die historisch belegte Gründung der Bunten Liga erfolgte im Jahr 1989, als sich sechs Mannschaften (Calamares International, Grandhotel Abseits, Petermann Stadtgarten, Prinzip Hoffnung, Roter Hammer und Zombie Zollstock) zusammentaten und eine reguläre Meisterschaftsrunde vereinbarten.

Diese Idee verbreitete sich sehr schnell. In der zweiten Saison nahmen bereits 11 und in der dritten Saison schon 18 Mannschaften am Bunte Liga-Spielbetrieb teil. Doch - analog zum allgemeinen, angeblich von SAT.1 ausgelösten Fußball-Boom - kletterte die Zahl der mitspielenden Mannschaften immer weiter: 30 Mannschaften im Jahr 1992, 36 Mannschaften 1993, 42 Mannschaften 1994 und im Jubiläumsjahr gar 48 Mannschaften. Damit dürfte allerdings auch die organisatorische Kapazitätsgrenze erreicht sein, denn das städtische Termin- und Platzkontingent - auch unter Berücksichtigung der Wetterkapriolen und der strengen Hege- und Pflegemaßstäbe des Platzwart-Kollektivs - läßt kaum noch mehr Gruppen- und Playoff-Spiele zu.

Gespielt wird nach einem nur auf den ersten Blick unübersichtlichem Modus mit Vorrunde, Hauptrunde, Halbfinal-, End- und Plazierungspielen. Es gelten die Regeln des DFB und der FIFA, lediglich die Zahl der Wechsel pro Mannschaft (selbst über 40 Ein- und Auswechslungen pro Spiel sind erlaubt und werden auch von einigen Mannschaften praktiziert!) und die Form, Farbe und Beflockung der Trikots weichen von den offiziellen "Statuten" ab. Allerdings kann auch schon mal ein Spiel ohne Schiedsrichter, ohne Tornetze, ohne Eckfahnen und mit nur schwach abgekreideten Linien in die Wertung kommen.

Außerdem kann es aufgrund fehlender Spielerpässe auch vorkommen, daß in einer Mannschaft Spieler agieren, die man von anderen Teams kennt, daß "man" plötzlich von einer Frau abgegrätscht wird, daß einem ein Kind oder ein vermeintlicher Greis den Ball wegspitzelt. Es gibt auch Spiele, vor denen Mannschaften sich gegenseitig mit kleinen Geschenken frotzeln (eigentlich ein schöner Brauch) und in denen eigene Mitspieler die nicht vollzählige gegnerische Mannschaft verstärken, in denen vor einem Eckball ein Kölsch getrunken wird (und nach dem Abpfiff ganz viele), in denen während des Spiels über Witze gelacht wird, in denen gerannt, gekämpft, gefightet, gegrätscht, gesenst, "geschwalbt", gemeckert, gebrüllt, ja auch getreten, sogar gespuckt, gedroht, beleidigt und selbstverständlich dann des Feldes verwiesen wird.

Über Spielbetrieb und Regelwerk wacht als Exekutivorgan die "Bunte Liga-Sitzung", nach Dafürhalten der meisten Mitglieder (Abgesandte jeder Mannschaft) ein besonders diskussionsfreudiges Forum, das neben der "Erörterung ethischer Leitlinien für das korrekte Verhalten auf dem Platz" aber auch schon drastische Konventionalstrafen (Ausschluß einer ganzen Mannschaft vom Spielbetrieb für eine Saison) verhängt hat.

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